Samstag, 11. Oktober 2014

Sonntag, 21. September 2014

24 Stunden Wittenborn, das Projekt 100 oder alle guten Dinge sind Drei


Es wird Herbst, die Blätter fallen, im Wald wird es früh dunkel und das Wetter wird unberechenbar….

Es wird Zeit für das ultimative 24 Stunden MTB Rennen im Norden von Deutschland.

Die dritte Auflage, meine dritte Teilnahme und mein dritter…...?


Fangen wir mal vorne an :-).

Am Freitagnachmittag Anreise mit dem Wohnwagen auf dem Campingplatz  „Weisser Brunnen“, hier wurden wir schon herzlich von Sarah und Stefan erwartet. Wir hatten einen schönen Abend am Grill und gingen früh schlafen.


Am nächsten Morgen gemeinsames Frühstück, letzter Bikecheck, Rennverpflegung vorbereiten, fachsimpeln, Spaß haben …… so entspannt war es lange nicht.


11 Uhr, es wurde Zeit für die Fahrerbesprechung, die auch mit leichter Verspätung begann. Nebenbei sah man die bekannten Gesichter aus den vergangenen Jahren und auch der 2 malige Sieger vom Heavy 24 aus Chemnitz reihte sich unter die Menge. Wir nahmen kurz Kontakt auf und es stellte sich heraus, das er nur gekommen war um gegen mich zu fahren, da er dass letzte Heavy aus gesundheitlichen Gründen leider nicht beenden konnte.
War das jetzt eine Kampfansage? Egal ab sofort stand ich unter Strom. Yes, genau das habe ich gebraucht.

Kurz vor 13:00 Uhr schiebe ich mich von vorn in die Startaufstellung um von vorne mit zu fahren und den Zug der schnellen Jungs aus den Teams zu nutzen.
„hey Du hast ja schon die Lampe am Helm – ja heute wird es dunkel – kannst doch später noch drauf machen – hab keine Zeit, fahre Solo – und warum stehst Du dann hier vorne, die langsamen stehen hinten – oh hab ich gar nicht mit bekommen :-) (ab Runde 7 fuhr er dann hinter mir) .
Pünktlich 13:00 Uhr ließ  der Klaus die Meute raus. Der Start verlief wie gewohnt schnell aber rücksichtsvoll, so ging es in die ersten Runden.


Nochmal schnell ein paar Fakten zum Kurs : 3,5 km welliger Singletrail Rundkurs mit ca. 50 hm, vielen Richtungswechseln, Wurzelteppich, 500m Asphalt, kurz gesagt - Spaß pur. Im letzten Jahr noch komplett Star am Start, fahre ich seit diesem Jahr ein vollgefedertes Racebike, wenn nicht auf dieser Strecke wo sonst sollten sich die Vorteile auszahlen.


Meine Taktik war gleich den Vorjahren, ab der ersten Runde kontrolliert Vollgas ohne zu überziehen bis der Zweitplatzierte überrundet ist. Eigentlich war klar das dass mit Daniel Opitz nicht zu machen ist, er wird nicht locker lassen. Unbeirrt zog ich am Kabel und fand schnell meinen Rhythmus. Die ersten 10 Runden waren vorbei und ich bekam von draußen die Info das ich gute Zeiten fahre und einen kleinen Vorsprung raus gefahren habe „ Du hast ihn gleich“ .
Er hat es mir dann aber nicht gegönnt ihn auf der Strecke zu überholen er zog es vor, von der Strecke zu fahren und eine kleine Pause zu machen und auf Schlag hatte ich 3 Runden Vorsprung.


Langsamer wurde ich aber nicht, der Kurs machte Spaß, die Sonne wärmt und die Stimmung auf der Strecke war super. Zwischendurch gab es eine kleine Streckenänderung, die ich mir erst nicht erklären konnte. Im Nachhinein erfuhr ich, dass hier ein Hornissennest im Boden war und bereits einige Fahrer gestochen wurden. Puh….nochmal Glück gehabt.


Gegen 19 Uhr wurde es langsam dunkel im Wald und ich zog es vor mir meinen Akku abzuholen, die Lampe war ja bereits auf dem Helm ;-). Kurzer Smalltalk mit Mutti und Stefan, der jetzt zu meinem Betreuer geworden ist. Eigentlich war er selber am Start, hat aber nach der ersten Runde sein Rad in die Ecke gestellt, obwohl er für dieses Jahr extra eine Federgabel nachgerüstet hat.


Leider war er gesundheitlich angeschlagen und ging somit lieber auf Nummer sicher.

Kaum Zeit verloren ging es zurück auf die Strecke und die Rundenzeiten wurden unwesentlich langsamer. Ich fuhr gegen mich selber und wollte nach 50 Runden eine Pause machen um mit Stefan zu besprechen wie wir taktisch weiter fahren. Zwischendurch bekam ich die Info das Daniel aus dem Rennen ist, er sah nicht gut aus und ist duschen gegangen.
Nach 51 Runden, es war bereits 22:30 und ich hatte 10 Runden Vorsprung auf Platz 2 (Daniel fuhr wieder) ging es dann raus zum geplanten Boxenstopp. Mutti hatte eine heiße Brühe und ein paar Brote zubereitet, das tat gut und so ging es nach 30 Minuten wieder auf die Strecke. Ich wollte jetzt im 10 Runden-Takt immer eine kleine Pause machen und jeweils spontan entscheiden wie lange ich draußen bleiben kann. Einmal hat mich Stefan für 15 Minuten schlafen lassen J.

Viertel nach 7, langsam wurde es hell und ich fuhr nach 81 Runden wieder zu einer kleinen Pause rein, hab ich mir ein trockenes Trikot angezogen und ging nach 15 Minuten mit noch immer 8 Runden Vorsprung  wieder auf die Strecke. Ich fühlte mich gut, auch wenn es vielleicht nicht so aussah.

Ich war mich sicher, wenn ich auf der Strecke bleibe, fahre ich das Ding nach Hause.  Auch wenn der Morgen mit Wolken und feuchtem Nebel begann, kam so langsam die Sonne wieder raus und sie wärmte den Körper und die Seele. Das gab nochmal Schub für das Ziel die  100 Runden einzufahren. Bei der Rundendurchfahrt fragte ich immer mal wieder nach der Rundenzahl, weil mein Garmin schon wieder ausgestiegen ist (kotz).


Stefan und Sarah kamen mir auf der Strecke entgegen, sie liefen den Kurs rückwärst ab, so hatten wir zwischendurch Zeit für ein paar Faxen um uns bei Laune zu halten.

Nach 22:47:55,1 h hatte ich mein Ziel, die 100 Runden erreicht, zusammen mit Daniel ging ich von der Strecke und wir beschlossen die letzte Runde gemeinsam zu fahren. Ein tolles Gefühl  kommt auf, wenn man weiß ich habe es wieder geschafft, habe mich selbst an mein Grenzen gebracht, Schmerzen verdrängt und einen  starken Willen bewiesen.


Kurz vor 13 Uhr holte ich Daniel von seinem Zelt und zusammen fuhren wir locker unsere letzte Runde, haben viel erzählt und sind gemeinsam, stolz und glücklich ins Ziel gefahren. Heute war ich der Bessere was für´s nächte Mal nichts bedeuten muss.


Wir hatten Spaß und nur darum geht es.


In meinem Bericht leider viel  zur kurz gekommen sind all die anderen Fahrer, die alle großartige Leistungen vollbracht haben. Wie zum Beispiel Philip und Tobi, die beide von einer Hornisse gestochen wurden. Marco auf Platz 3, mit dem ich leider nicht gesprochen habe. Ich glaube es war sein erstes  24h Solo Rennen. Und natürlich Hans, der mit seinen 59 Jahren ein tolles Rennen gefahren ist. Glückwunsch und Respekt an alle Fahrerinnen und Fahrer.

Danke an meine Begleiter und Beteuer: Mutti, Dieter, Sarah und Stefan und alle die an  mich geglaubt und mir die Daumen gedrückt haben.


Danke an Klaus, Frau und Team, großartig was ihr da wieder auf die Beine gestellt habet.

Hier findet man mich im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder. Ich freu mich drauf.

Zum Schluss noch der Link zu Ergebnisliste hier zum Veranstalter hier.
Die Bilder sind von Jan und Nico.

Freitag, 27. Juni 2014

„Heavy 24“ 24-Stunden Mountainbike Rennen

21. Juni 2014 war es soweit, ich und das "HEAVY 24" in Chemnitz .......

Das Heavy 24 war nicht mein erstes 24 Stunden Rennen, von da her weiß ich auf was ich mich da einlasse, aber es war das erste für mich auf dieser Strecke. Der Name „Heavy“ war Programm, die Strecke, eine Runde mit 8,7km und 120 Höhenmeter hatte einiges zu bieten. Schnelle Passagen, Wurzelteppiche, Singletrails, Sprünge und rasante Abfahren die mit über 60km/h gefahren wurden. Der Kurs machte einfach nur Spaß und man konnte sich auf jede neue Runde freuen. 
Samstag Punkt 12 Uhr war Start  und es galt in 24 Stunden  so viele Runden wir möglich zu fahren, der Fahrer mit den meisten Runden hat dann gewonnen. Solche 24 Stunden Rennen werden üblicherweise in 8er, 4er, 2er, Mix-Teams und natürlich auch als Einzelstarter gefahren.
In Chemnitz standen 1113 Fahrer  in 295 Teams und davon ein stark besetztes Fahrerfeld von 80 Einzelstartern aus ganz Deutschland am Start. 

Meine Taktik war es von Beginn an vorne mit zu fahren, doch die Konkurrenz war sehr stark und es wurden vom Start weg sagenhafte Rundenzeiten gefahren. Ich konnte mich von anfangs Platz 8 bis auf 5 vor fahren und war bestrebt weiter meinen Rhythmus zu finden. 



Das gelang mir ganz gut und so konnte ich mich langsam nach vorne fahren, ab Runde 17, nach knapp 6 Stunden rutschte ich auf Platz 4, hatte aber bereits 18 Minuten Rückstand auf den Führenden.
Da heißt es nur Ruhe bewahren, weiter an sich selber glauben und sich einreden,  dass die vorderen Fahrer irgendwann langsamer werden.  Auf der Strecke herrschte eine gute Stimmung, die schnelleren Teamfahrer haben sich rechtzeitig bemerkbar gemacht und es gab mal kleine Gespräche untereinander.


Gegen 21 Uhr wurde es langsam dunkel im Wald und wir waren angehalten mit Licht zu fahren. Mittlerweile fuhr ich auf Position 3 und ich hatte im Vorfeld einen zweiten Helm mit Kopflampe bereit gelegt und nach einem kurzen Boxenstop ging es weiter.  Ab Runde 30, so gegen 23 Uhr rutschte ich das erste Mal auf Platz 2 und es ging die nächsten 10 Runden stetig hin und her.


Morgens gegen 3 Uhr hatte ich Platz 2 fest im Griff und einen leichten Vorsprung raus gefahren, nach vorne waren es nur noch 6 Minuten.  Mein Betreuerteam informierte mich jede Runde vom Streckenrand über meine aktuelle Position und Zeit. Meine Motivation war hoch und ich hatte das Ziel so schnell wie möglich die Führung zu übernehmen, dabei aber sicher zu fahren, nicht zu stürzen, keine Panne zu riskieren und noch Kraft für den Endspurt zu lassen, das war die Herausforderung. Gegen 4 Uhr fing es dann auch noch an zu regnen, die Strecke wurde schwerer die Anstiege schlammig und die Wurzeln rutschig. 



Nach 17h:08m:48s, war es dann so weit, ich ging nach 45 Runden in Führung und hatte meinen Verfolger im Nacken. Klar wurden die Beine schwerer und der Körper geht so langsam an die Grenzen des machbaren, doch mein Kopf war da und ich hatte ein tolles Team für das es sich lohnt zu kämpfen. Also galt es ab jetzt kontrolliert vorne weg zu fahren. Leichter gesagt als getan, waren die nächsten Stunden ein ständiges auf und ab. Zeitweise hatte ich nur noch knapp 2 Minuten Vorsprung.  

Nach 20 Stunden, 31 Minuten und 455 Kilometern versagte plötzlich mein Garmin, mein kleines, geliebtes  Mäusekino welches mich immer über meine aktuellen Rundenzeiten,  die Uhrzeit, und Geschwindigkeit, Kilometer und Herzfrequenz auf dem laufenden hielt. Auch wenn der Puls um diese Zeit keine Rolle mehr spielt, aber zur Motivation und Information war das kleine Ding schon wichtig. So fummelte ich die nächsten Runden immer mal wieder daran rum und hatte ihn für die letzten 2 Stunden wieder zum laufen bekommen. Nun konnte ich mich wieder ganz aufs Radfahren konzentrieren.

Pünktlich zum Rennende kam die Sonne raus, das tat gut und beflügelte mich oder waren es die 2 Dosen Flügelbrause die ich mir in die Trinkflasche habe schütten lassen. Ich vergas meine Schmerzen im Rücken und auch das mein linker Fuß an der Kontaktstelle zum Pedal bei jedem Druck brannte wie Feuer.  Mit zwei, drei guten Rundenzeiten erarbeitete ich mir Minute um Minute und konnte kurz vor 12.00 Uhr noch auf eine letzte Runde  gehen und mir somit einen Rundenvorsprung heraus fahren.


Völlig fertig aber glücklich habe ich nach einer Fahrzeit von 24:10:43, das Heavy 24 2014 mit 62 Runden, 542 Kilometer und 7440 Höhenmeter als Sieger beendet.




Mein besonderer Dank geht an meine Freunde Christine und Fredi von Fredi‘s Radshop, die mich rund um die Uhr betreut, verpflegt  und motiviert haben und immer für mich da gewesen sind. Auch mein Rad hat ohne Panne durchgehalten.



Besonders motiviert und auf der Strecke unterstützt hat mich das 4er Team aus Schwerin „Die Dachse“. Die 4 verwegenen Jungs fuhren ihr erstes 24 Stunden Mountainbike Rennen und haben sich für ihr Debüt gleich das Heavy ausgesucht. Respekt!  Danke an Maik, Björn, Thomas und Steffen von www.dachs.de, fürs anfeuern, Windschatten geben und die netten Worte während und  nach dem Rennen.             

Im Rennen habe ich ca. 16 Liter Flüssigkeit, 8 Gels, 2 Riegel und eine Tasse heiße Brühe zu mir genommen, ich war 4 mal im Wald pinkeln, hab 3 mal kurz gestoppt, 21 Uhr  Helmwechsel auf Helm mit Lampe, gegen 0:00 Uhr eine heiße Brühe und kurz vor vier  „die Regenjacke bitte“. Meine Fahrzeit betrug 24 Stunden 10 Minuten und 43 Sekunden mit einer durchschnittlichen Rundenzeit von 0:23:24 wobei ich die schnellsten Runden zu Beginn des Rennens knapp unter 20 Minuten gefahren bin. Meine Durchschnittsgeschwindigkeit über das gesamte Rennen betrug 22,36 km/h.

Bis bald René

Dienstag, 15. April 2014

MTB-Rennen 'Helmuts Höllenritt' 2014

Am Sonntag gab es mal wieder eine gute Gelegenheit sich eine Startnummer ans Rad zu stecken, die Kräfte zu messen und die Form zu testen.
 
Helmuts Höllenritt in seiner 23sten Auflage lud die lokalen Mountainbike Sportler zum Frühjahrs-klassiger nach Hitzacker ein. Hier gilt es 5 Runden auf einer 8 Kilometer Runde mit 150 Höhenmetern zu bezwingen.  Zeitig angereist hatte ich genug Zeit um die Strecke vor dem Rennen einmal komplett zu befahren, sie war überwiegend trocken, schnell und unverändert im vergleich zu den letzten Jahren.
Kurz vor 12 stand ich dann in die Startaufstellung mit ca. 90 weitern Bikern die pünktlich auf die Strecke wollten. Es waren die bekannten Größen wie Stefan Danowski  vom Team Bergamont (deutscher MTB  Vizemeister 2013) und Fabian Brzezinski (ex Profi ) am Start, die sich die vorderen Plätze nicht nur in der Startaufstellung sicherten.
Punk 12 Uhr wurde Meute los gelassen und der erste Kampf um die Positionen wurde eröffnet, ich hielt mich in wenig zurück und ging kein unnötiges Risiko ein. Die Jungs ganz vorn drückten etwas auf die Bremse, keiner wollte die Führungsarbeit übernehmen und so war bis Kilometer 3 noch fast das gesamte Feld zusammen. 
Dach dann zog der Fabo-Mann einmal kurz am Gas und das Feld zog sich auseinander.  Ich konnte mich in der dritten Gruppe halten und gemeinsam haben wir versucht die zweite Gruppe zu erreichen, ich habe mehr oder weniger 2 Runden lang die Führungsarbeit gemacht und keiner wollte so richtig mit ziehen, dann habe ich ein wenig raus genommen und mich den Jungs angepasst. Langsam waren wir trotzdem nicht und  so ging das Spiel bis in die vorletzte Runde. Nach hinten hatten wir genug Luft und von vorne kam einer dazu, der die zweite Gruppe scheinbar nicht mehr halten konnte. So fuhren wir zu sechst in die letzte Runde. Nach dem letzten Anstieg waren wir nur noch zu viert, auf den letzten Kilometern versucht sich jeder in eine gute Position zu bringen. Ich konnte noch kurz vor dem Ziel einen Platz gut machen.
Mit Platz 4 in meiner Altersklasse  und Platz 8 in der der Gesamtwertung bin ich dann doch ganz zufrieden. 

Viel wichtiger war wie immer der Spaß und davon hatten wir hier reichlich.




Mittwoch, 19. Februar 2014

Rovaniemi 150

So dann mal ein kurzer Bericht vom Rovaniemi 150. Die Regeln waren klar, ein 150 km Rundkurs mit 8 Stationen an denen es Wasser gibt, der Rest ist am Rad dabei zu haben.  Zur Pflichtausrüstung gehören: 

 1 - Schlafsack,  -29 º C Comfort Limit Temperatur.  
 2 - Isomatte (Schaum-Matratze)
 3 - Scheinwerfer mit genügend Batterien *.
 4 - hinten rot blinkende Lampe mit genügend Batterien.
 5 - Zwei reflektierende Flecken (von der Organisation ausgegeben).

Diese Dinge wurden am Vortag genau geprüft! 

Mein Schlafsack, ein Cumulus Alaska 1300 verpackt in einem 20 Liter Alpkit Packsack am Lenker, dazu noch meine Z-Lite, 2 Stück Outdoor Research - Water Bottle Parka incl. 0,75 Trinkflaschen komplettierten das Cockpit an meinem On One Fatty. Die Pogies von HotPog habe ich kurz vor dem Start abgebaut, da Temperaturen um 0 bis -5 Grad vorhergesagt waren. Dazu hatte ich noch eine kleine Tasche für Ersatzhandschuhe, trockenes T-Shirt und Daunenjacke. Im Rahmendreieck habe ich meine selbstgenähte Tasche mit etwas Werkzeug, 2 Flaschen 0,33 Energiedrink, Getränkepulver, Ersatzakkus, Ersatzlampe und Kleinkram bestückt. Unter meiner Jacke trug ich eine 2 Liter Trinkblase. Als Zusatzausrüstung hatte ich neben guten Schuhen auch Gamaschen an, die sollten verhindern, dass der Schnee von oben in den Schuh eindringen kann. Mein Fatty habe ich Tubless auf 45NRTH HüskerDü gestellt. Luftdruck vorn 0,5, hinten 0,45 (am Ende des Rennens). Mein Antrieb 1x10 mit 30 vorn und 42er Mirfe Ritzel hinten.


Ja, soweit alles klar, ready to Race!

Nach einem ausgiebigen Frühstück bei MD, sammelten wir uns kurz vor 9:00 Uhr im Startbereich. Viele Teilnehmer waren schon da und die Spannung stieg. Ich verpasste es irgendwie mich in die erste Reihe zu stellen, für´s Foto kommt sowas ja immer gut. 

Ich stand irgendwo ganz hinten und wollte auch den Start nicht zu schnell angehen, erst mal schauen was passiert.

Punkt 9:00 Uhr wurde das Rennen gestartet und die Spitze gab ordentlich Gas, ich schob mich so langsam an meinen deutschen Freunden vorbei, jeder bekam noch eine „viel Glück“ mit auf den Weg. 
Der erste Streckenabschnitt von 10,9km bis Checkpoint 1, verlief auf einer Schneemobil Straße auf dem Fluss Ounasjoki. Mit Rückenwind
konnte man diesen Teil sehr gut fahren und so war ich nach gut 35 Minuten und einem Schnitt von 17 km/h als Vierter am Checkpoint.

Runter vom See ging es doch recht zügig weiter, die er ersten Höhenmeter wurden gemacht. Die Führungsgruppe passierte gemeinsam CP 2 bei 21,2km. Es wurde ohne Pause weiter gefahren. Von einer gut zu fahrenden Spur ging es ab in den Wald, um auf den nächsten See zu gelangen mussten wir unsere Bikes durch einen dichten und tief verschneiten Wald schieben. 


Die Landschaft war beeindruckend und alle hatten ein fettes grinsen im Gesicht. Wir passierten CP 3 nach 44,3 km, es gab mehrere Schiebepassagen und auch immer wieder Führungswechsel. Als führender Spurmacher hatte man es immer deutlich schwerer, bei mir waren es ca. 15 bis 20 BPM unterschied wenn ich hinter her fahren musste. Das hatte dann schon Tour-Charakter ;-). Ich lief als Führender im Checkpoint 4 (58,5 km) ein, hier gab es heißes Wasser vom Grill. Ich füllte meinen Trinkrucksack und Flaschen auf, richtete mein Gepäck, welches sich bei diversen Umfallern gelockert hatte, schrieb meinen Jungs eine gelbe Nachricht in den Schnee und so ging es nach ca. 8 Minuten weiter. Die Führungsgruppe blieb zusammen und es gab immer genug Gelegenheit die tolle Landschaft zu bewundern.




Der Track führte uns durch tief verschneite Wälder und durch kleine Dörfer. Ich habe mehrfach versucht mich von der Gruppe abzusetzen, wurde aber immer wieder eingefangen. Es war gut zu beobachten wir jeder Fahrer seine Vorteile ausspielen konnte. Toni war der beste Techniker im Schnee und die großen Jungs waren deutlich schneller im schieben. Ich hatte große Problem die Spur zu halten, das ständige korrigieren kostete sehr viel Kraft. Neben der Fahrspur war der Schnee sehr weich und tief, man war dann immer gleich bis zu Hüfte versunken. Ich hatte oft das Gefühl mir fehlt Grip am Vorderrad, das sah bei anderen Fahren oft deutlich besser aus. Checkpoint 5 ( 69,7 km) passierte ich als Führender und es ging ohne Stopp weiter, auf dem Weg zum CP 6 bei 79,1 km, war die führende Gruppe von 5 Fahrern dicht zusammen und wir rollten gemeinsam ein. Hier war einer der wichtigsten Punkte im Rennen, zur nächsten Kontrollstelle waren es lange 35 Kilometer und es war der letzte Halt mit Tageslicht.




Es war bereits 16:00 Uhr und ich nahm mir 10 Minuten um mein Leergut aufzufüllen und das Licht zu prüfen, ich ging hinter Toni und zeitgleich mit Martijn auf den Kurs. Das war für mich der schwerste Abschnitt, während Martijn zu Toni aufschließen konnte, hatte ich Probleme im Dunkeln die Spur zu halten und musste die Beiden ziehen lassen. 
Wir passierten den höchsten Teil der Strecke, ich fühlte mich gut und ich konnte mich besser auf die wechselnden Bedingungen einstellen, ich kam näher an die Beiden heran und konnte bis zu Abfahrt aufschließen. Hier schossen wir mit über 40 km/h in die Nacht. Ich konnte auf dem nächsten Streckenschnitt gut Druck machen und gefühlt einen 5 Minuten Vorsprung raus fahren, es ging gefühlt unendlich hoch und runter durch die kalte Nacht, hinter mir war nichts zu sehen. 
Mir kam ein PKW der Organisation entgegen und sagte das es nach ca. 4km links in den Wald geht, dass das nicht so weiter rollt war mir schon klar. Am Abzweig drehte ich mich um und ich sah Tonis Lampe in der Ferne. Im Nachhinein hatte er auf Grund seiner Streckenkenntnis aus den letzten beiden Jahren seinen Luftdruck erhöht. Egal, ich bog ab in den Wald und habe versucht mein Rennen zu fahren. Es dauerte nicht lange und Toni konnte an mir vorbei ziehen. Auch hier konnte ich mich wieder von seiner exzellenten Fahrtechnik überzeugen, er hatte so einen ruhigen Tritt und fuhr so gleichmäßig, das ich mir hinter ihm vorkam als würde ich Tretroller fahren.



Vor mir tauchte Checkpoint 7 (115,8km) auf, Toni hatte gerade seine Flaschen aus dem Halter gezogen und ich rief dem Streckposten meine Startnummer zu und fuhr ohne anzuhalten weiter. Ich konnte Tonis ungläubige Blicke sehen, damit hat er nicht gerechnet. Ich hatte noch mehr als 1 Liter in den Trinkflaschen, diverse Gels und 2 x 0,33 RB im Köcher. Ich denke das sollte reichen.
Es dauerte auch gar nicht so lange bis ich wieder in Tonis Lichtschatten kam, ich ließ in ziehen und versuchte seiner Spur zu folgen. Hinter mir war nichts zu sehen und ich machte vorsorglich mein Rücklicht aus ;-), die Dinger sind ja Meilenweit zu sehen. Ich hatte keine Chance an Toni dran zu bleiben, er war sehr stark und ein perfekter Techniker.


Bis zum Checkpoint 8 bei 140,34km hatte er mir schon wieder 6 Minuten abgenommen und es ging dieselben 10,9 Kilometer zurück, auf denen wir das Rennen begonnen haben. Ich hatte mich im Kopf auf Platz 2 eingestellt und wollte mir diesen auch nicht mehr nehmen lassen. Ich habe versucht trotz Gegenwind mein Tempo hoch zu halten und nicht unter einen 10er Schnitt zu kommen. Ich schaute einer Schneemobilgruppe zu, die einen sicher sehr tollen Nightride machten. Das Ziel kam immer näher und ich konnte die Brücken sehen. Auch Toni hatte sein Rücklicht ausgemacht, doch ich konnte seinen Frontscheinwerfer immer wieder ausmachen, nur seine Spur konnte ich im Schnee nicht finden. 

Egal, ich folgte den Zeichen und freute mich, es bald geschafft zu haben. Ich durchfuhr das Start/Ziel Banner auf dem Fluß in Richtung letzter Checkpoint draußen standen ein paar Leute die sich für mich freuten und ich rollte direkt ins Hotel Pohjanhovi, die Automatiktüren öffneten sicher und ich wurde herzlich empfangen. Es dauerte ein paar Sekunden bis ich verstanden habe, dass ich als erster ins Ziel gekommen bin. Nur wo war Toni? Ich hatte ihn nicht auf der Strecke überholt. Nach 1 bis 2 Minuten rollte auch er ein, mit etwas enttäuschtem Gesichtsausdruck, er ist am Ende irgendwo einer falschen Motorschlittenspur gefolgt und somit einen Umweg gefahren. Das tut mir natürlich leid, weil er sehr stark gefahren ist.



Ich bin mit etwas Glück am Ende Sieger mit einer Zeit von 15 Stunden und 14 Minuten und sehr zufrieden mit meinem ersten Winterrennen. Ich habe gekämpft, Druck gemacht, meine Kräfte gut eingeteilt und wie immer super viel Spaß gehabt. 

Platz 3 ging an Marco Nicoletti, mein italienischer Teamkollege vom Team Big Wheel Racing, mit einer Zeit von 15h 35 Min. Herzlichen Glückwunsch und Respekt an alle Finisher.



Meine Freunde Walter 20h 24', Alex 22h 24', René 28h 55' und Thomas 19h 37' hatten genauso viel Spaß wie ich und sind stolz die Sache gemacht zu haben.

Sportliche Grüße René