Donnerstag, 19. April 2018

Der Candy 2018

#CBG18

640 KM, CA. 7.000 HM
WANN: 12.4.2018
START: FRANKFURT AIRPORT, LUFTBRÜCKENDENKMAL
ZIEL: BERLIN, TEMPELHOF

#CBG18

Alles begann mit meiner Anmeldung im Dezember 2017
Hallo Candy,
hier meine Anmeldung für den #CBG2018. Jetzt ist amtlich, ich bin auch 2018 wieder mit dabei. Die Änderung der Startzeit finde ich toll, blieben mir im letzten Jahr doch einige tolle Landschaftsbilder in der Dunkelheit der Nacht verborgen. Ich bin wirklich sehr gespannt was die Scouts noch auf der Strecke raus holen und wie neue die 5 Stunden Regel unter den Fahrern Anwendung finden wird.
Ich wäre dafür am Vorabend ein kleines Treffen am Terminal 4 zu verabreden.
Habt Spaß und bleibt Gesund
Es grüßt René F.


Dann war es endlich so weit!
Mein bestes Pferd im Stall, das VPACE T1ST, war klar gesetzt. Neue WTB Resolute´s mit 42mm Breite schluckt der Rahmen locker. Schaltung 1x11 38 – 11/42 mit jetzt durchgehendem Schaltzug, SON Dynamo, Forumslader und gutes für Licht für vorn und hinten. Jetzt noch die üblichen Bikepacking Taschen ans Rad und fertig.
Einiges an Erfahrung aus anderen Bikepacking Events helfen bei der Auswahl des Gepäcks, Dinge wie: immer dabei, zusätzlicher Komfort und braucht man nicht (noch nicht) variieren da schon mal gern.
Der Finale Tausch, Biwaksack gegen lange Regenhose erfolgt ein Stunde vor verlassen der Haustür.
Die Anreise mit der Bahn, per IC für 14,50 + 6 Euro fürs Rad, von Schwerin nach Frankfurt ohne Umsteigen…..kann man machen ☺.

Wie sehr freute ich mich auf das Treffen am Vorabend, herzliche Begrüßungen von guten Freunden und erstes beschnuppern mit für mich neuen Gesichtern. Viel Freude über bekannte Gesichter aus dem letzten Jahr, Bert der Fliegende Holländer und Robert aus Dresden, zwei tolle Typen die man auf der Strecke gut im Auge haben sollte. Nach einigen guten Bier und Pommes krochen wir in den Schlafsack. Die Wirtin vom Terminal vier hatte uns in ihrer Wirtschaft auf dem Boden schlafen lassen. Das war sehr genial!
Der Morgen begann recht unaufgeregt, ab 7:30 Uhr zog ein Duft von Kaffee durch den Raum, die Einladung zum Frühstück nahmen wir gerne an. Draußen wurde es langsam wuselig, immer mehr Menschen mit Fahrrädern und Gepäck trafen ein. Das war wirklich eine Schau, Bikeporn vom Feinsten! Auch immer wieder bekannte Gesichter und herzliche Begrüßungen. Gegen 9:30 fuhren wir dann zum eigentlichen Start, dem Luftbrückendenkmal. Gunnar erklärte noch kurz die Spielregeln und wir gedachten Muschi und Christoph die leider vor kurzem von uns gegangen sind.

Pünktlich 10 Uhr formierte sich das Geschwader um die Mission Care Paket zu erfüllen. Das Gute daran, alle auf dem gleichen Weg, jedoch mit unterschiedlichen Ambitionen. So war es jedem selber überlassen wie schnell er sein Paket in Berlin abliefert, nur sollte man seinen 5 Stunden Tank- und Wartungsstopp zwischen 19.00 und 9:00 Uhr nicht verpassen. Ride Safe und habt Spaß!
Die ersten Kilometer rollten wir gemeinsam bis Gunnar das Zeichen zum Durchstarten gab. Hoch Motiviert und gut gelaunt, dazu bei bestem Wetter flogen wir Richtung Süden. Vorne bildeten sich kleine Grüppchen und es wurde viel erzählt, das Feld begann sich auf den ersten Kilometern auseinanderzuziehen. Die Bahnschranke bei km 20 ersetzte das Virtuelle Safty Care und das vordere Feld sortierte sich neu. Die Jungs gaben ordentlich Gas und Robert prügelte sein Schmalspur Fatty über den Asphalt. Es kamen die ersten Wald Passagen mit kurzen Rampen und Abfahren. Thomas handelte sich mal gleich ein Durschlag ein und fiel zurück. Ich ging die Sache ruhig an und ließ die starken Jungs ziehen, nach und nach fing ich einen nach dem anderen wieder ein. Mein Rad fuhr sich super, die 2 Bar Luftdruck (Tubeless) ließen den Reifen schnell auf Asphalt  und sehr geschmeidig über die Wurzel Teppiche fliegen. Kurz vor dem Main tauchte der Robert vor mir auf, der scheinbar ein paar Navigationsprobleme hatte. Irgendwann konnte er mir nicht mehr folgen und ich überquerte dem Main als Erster.
Kurz darauf kam ich an die erste Rampe, ein für mich unfahrbarer steiler Anstieg der für mich nur schiebend zu bewältigen war. Die Sonne brannte mir mit knapp 30 Grad in den Nacken.
Oben angekommen begrüßte mich Hans von Fahrrad.io, kurz ein paar Worte gewechselt, die Einladung zur Verpflegung dankend ausgeschlagen (Was sagt hier der Kodex?)  und es ging weiter in Richtung Fulda. Schöne Wälder mit schnellen Passagen, rasanten Abfahrten und gut zu fahrende Steigungen wechselten sich ab. Der Flow war da.
Bei Kilometer 90, ich schoss gerade eine Abfahrt runter, da erblickte ich gegenüber die „Erdbeer Ranch“, perfekt für einen kurzen Halt um die Trinkflaschen wieder aufzufüllen, es ist heiß und es war wichtig den Flüssigkeitspegel oben zu halten. In Steinau an der Straße (137km), konnte ich mich bei einer netten Familie mit einladendem Vorgarten kurz frisch machen und die Flaschen wieder auffüllen.

Jetzt hat es auch mich erwischt und ich bin einem falschen Abzweig gefolgt, man muss schon hellwach sein um den Track zu folgen und nicht versehentlich falsch zu fahren.
Nach 182 Kilometer fuhr ich die Fußgängerzone von Fulda ein, tolles Wetter und  viele Leute waren unterwegs. Das Ristaurante Per Bacco schien mir sehr einladend, kurze Frage „ Nudeln Bolognese, wie lange dauert das?“ 5 Minuten hat er gesagt, dazu noch zwei große Cola. Kurzer Gang zum WC, das erste Mal das Handy raus, zu Hause angerufen, den Tracker gecheckt in Ruhe meine Nudeln gegessen und ich war nach 23 Minuten wieder weg.


Jetzt ging es Richtung Point Alpha zu den gefürchteten Lochplatten, auf diesen war ich bereits 2009 auf meiner ersten GST unterwegs und jedesmal dieses Gänsehautgefühl. Irgendwie lief alles nach Plan, ich war hoch motiviert und hatte einen riesen Spaß. Ich sah es immer wieder Blitzen und ich hatte das Gefühl dem Regen davon zu fahren.  Im letzten Jahr bin ich die Lochplatten Abfahrt noch runter geschossen, diesmal wusste das der Track da einen kleinen Fehler hat und zog rechtzeitig die Bremse. 21.10 Uhr passierte ich Point Alpha.

50 km nach Fulda, in Vacha, musste ich bis 22 Uhr die Tanke erreichen, hier war die letzte Möglichkeit sich für die nächsten Stunden zu verpflegen. 1,5 km vom Track entfernt befand sich eine Agip Tanke, die, wie sich dann herausstellte offiziell bis 22:15 geöffnet hatte. Hier gab es  Kaffee, Brötchen, Schokolade, Wasser , Cola und jede Menge fragende Blicke.
Ich war selbst gespannt wie weit ich heute noch fahren kann, die Temperaturen waren mit 12 Grad noch ganz angenehm. Erst flach entlang der Werra, dann wieder hügelig bis zum Hainich Nationalpark um den letzten wirklich Anstieg der Tour zu nehmen.
3:55 Uhr nach 340 Kilometer, es wurde höchste Zeit für meinen Pflichtstopp, rollte ich in Bad Tennstedt ein, ich fand eine überdachte Bushaltestelle mit einer schönen Bank. Irgendwie hab ich 3 Stunden geruht, schlafen kann man das nicht nennen aber es tat gut. Der Rewe nebenan öffnete um 7:00 Uhr, ein schöner Bäcker lud zum Verweilen ein. Ein ausgiebiges entspanntes Frühstück könnte die Grundlage für einen schönen Tag sein. Ich hatte genügend Zeit um mich um mein Rad zu kümmern, gepflegt die Kundentoiletten zu inspizieren und alles für die Weiterfahrt zu vorzubereiten. 8:55 Uhr saß ich frisch und munter wieder auf dem Rad.  Das Wetter war nicht so schön wie gestern, Bewölkt und um die 15 Grad durfte ich kurz vor dem Mittag die Regensachen anziehen. Erst die Jacke, weil man ja denkt das reicht und dann noch die Hose weil es doch nasser als erst gedacht war. Es fuhr sich alles sehr unspektakulär bis nach Eisleben. Regensachen wieder aus und beim Döner eine gepflegte Mittagspause eingestreut. Ich hatte das Gefühl das die Passagen mit Kopfsteinpflaster immer länger und der Matsch Passagen immer klebriger wurden. Irgendwann drehte sich nichts mehr und ich musste mehrfach anhalten und meine Reifen von Schlamm befreien. Es dauerte eine Weile und hatte ich die Technik raus, mit der Innenseite vom Schuh konnte ich während der Fahrt den Dreck abschleifen, erst links dann rechts, das ging ganz gut. Zwischendurch sammelte sich so viel Schlamm im Tretlagerbereich, dass mir mehrfach die Kette runter flog. Dann gab es wieder Abschnitte auf dem es richtig flott zur Sache ging, ein leichter Rückenwind, das tat ganz gut.

In Köthen, bei Kilometer 472, fing es wieder plötzlich an mit Regnen, nicht nur ein paar Tropfen, sondern richtig wie aus Eimern. Ein Einkaufsmarkt mit kleinem Vorraum kam mir da ganz gelegen, hier machte ich knapp 20 Minuten Pause, Vorräte auffüllen und essen was rein geht.
Eine Stunde Später, ich war bereits Höhe Dessau, kam die Sonne wieder raus und man spürte ihre Kraft. Ich erinnere mich gut an diesen Streckenabschnitt nach Dessau aus dem letzten Jahr, oder eigentlich auch lieber nicht. Ich fuhr hier total übermüdet, bei Temperaturen unter Null Grad und war nicht immer Herr meiner Sinne! (Bitte nicht nachmachen)
Jetzt konnte ich diesen Streckenabschnitt sehr genießen.
20:00 Uhr letzter Halt Bad Belzig, ich schaffte es gerade so in den Lidl. Hab alles bekommen was ich für die letzten Kilometer brauche, hab mich gestärkt und war bereit den letzte Teil der Strecke anzugehen.
Oh man, wie sich das zieht, erst Wald, Sand, Wurzeln, unendliche Geraden als Waldautobahn oder Fahrradstraße. Kurz vor dem Grunwald verliert mein Navi das Signal, keine Ahnung wo ich bin, muss ich links oder rechts. Ein Neustart hilft und ich nahm die 8 Kilometer durch den Grunewald unter die Räder. Macht im hellen sicher eine Menge Spaß aber Trailsuche im Dunkeln eher nicht. Nach einer gefühlt unendlichen Zeit spuckte mich der Trail an einer Autobahn wieder aus.
Hier und da noch ein kurzer Trail und jede Menge grüne Parkanlagen, es waren Menschen auf der Straße, Autos fuhren und hupten, es wurde laut. Die Zivilisation hat mich wieder.
Die Ehrenrunde auf dem Flugfeld blieb mir leider verwehrt und so landete ich sicher nach 38 Stunden  und 48 Minuten am Luftbrückendenkmal in Berlin. Was für ein Landeanflug, ich war froh, glücklich und zufrieden. Einfach nur ein riesen Spaß. Das es bereits in strömen Regnete und ich nass war bis auf die Haut realisierte ich erst Minuten später.

Da mein Plan genau hier aufhörte, musste ich jetzt überlegen was ich mache, ein paar Telefonate um eine Übernachtung vor Ort zu bekommen verliefen erfolglos. Also ab zum Bahnhof, es regnet noch immer, die Straßen stehen voll unter Wasser. Ich würde sagen Berlin kurz vor dem Ausnahmezustand☺.
Das erste Schnellrestaurant war mir gerade gut genug um meinen leeren Speicher zu füllen und die Zeit bis 4:21 Uhr zu überbrücken. Zum Frühstück zu Hause bei der Familie ist der größte Gefallen den ich mir selber tun konnte.
So, nun hatte ich noch ein Problem, meine Care Paket war jetzt wieder bei mir zu Hause und sollte doch eigentlich nach Berlin.Da sind wir dann am Sonntag mit Auto auf nach Berlin und haben die Candy Lougne auf der VELO besucht.

Ich habe mein Care Paket beim Stand der Arche abgegeben und wurde herzlich von den anderen Piloten empfangen. Das war wirklich ein unvergesslicher Abschluss dieser tollen Fahrt. Immer wieder landeten neue Piloten und wurden freudig empfangen. Wir haben viel gelacht, Erfahrungen und Erlebnisse ausgetauscht. Übers Wetter gesprochen und viel Spaß gehabt.


Ich freue mich und bin stolz, dass ich das mit euch erleben durfte. Ach ja, danke an GUF der die Idee hatte und uns in dieses Abenteuer geführt hat.
Liebe Grüße René